Expertise

Interview

7 min

Let's talk about apps baby

Im Gespräch mit den Gründern von all about apps. Fotos: Maximilian Salzer

Interview Office Insights

Dass jemand weiß, wovon er:sie spricht, erkennt man daran, dass die Antworten klar und die Inhalte prägnant sind. Michael Rosenzweig-Steiner und Norbert Himmelbauer haben sich 2011 mit der Appentwicklungs-Agentur all about apps selbstständig gemacht. Innerhalb weniger Jahre hat sich das Start-up zu einem Unternehmen mit über 50 Angestellten entwickelt. Wer so etwas auf die Beine stellt, ist kein Dampfplauderer, sondern ein Klartext-Redner. Das merkt man im Gespräch mit den beiden Junggründern. Mit erfrischenden Worten und viel Tiefsinn sprechen die beiden über die Herausforderungen des Unternehmertums, was sie antreibt und woran sie ihren Erfolg messen.

Maximilisanlzer sophienwaratil allaboutapps 2857

Michael und Norbert haben 2011 mit ihrer App Entwicklungs-Agentur den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. 

Zum Zeitpunkt der Gründung von all about apps wart ihr 26 bzw. 27 Jahre alt. Woher nimmt man als Junggründer das Vertrauen in ein eigenes Projekt?

Michael

Wir hatten vor allem Vertrauen in uns. Den Plan, etwas gemeinsam zu starten, gab es schon lange, bevor es tatsächlich dazu kam. Im Moment der Gründung hat es sich richtig angefühlt, den Schritt zu tun.

Norbert

Wir hatten damals schon ein gutes Netzwerk an Leuten, die uns mit Rat und Tat zur Seite standen. Das war auch ein wesent­licher Faktor, der uns Mut gemacht hat.

Von einem Kleinst-Unternehmen hat sich all about apps in neun Jahren zu einer Agentur mit über 50 Angestellten entwickelt. Wann wusstet ihr, dass es Zeit ist, jemanden einzustellen?

Norbert

Von Anfang an (lacht). Nach­ dem wir beide nicht programmieren, war das schon zu Beginn relativ wichtig. Dass wir neun Jahre später ein Team von 50 Leuten haben würden – damit haben wir damals noch nicht gerechnet. Was wir aber wussten, ist, dass die App­entwicklungs­-Branche stark wächst, und das hat sich Jahr für Jahr bestätigt. Somit konnten wir auf eine positive Marktentwicklung vertrauen und darauf, dass die Nachfrage stetig steigen würde. Um Projekte in der Qualität und Größenordnung umsetzen zu können, wie wir uns das wünschen, war es notwendig, ein entsprechendes Team zu entwickeln.

Mit eurem stark wachsenden Team an App Entwickler:innen seid ihr schon ein paar Monate nach der Gründung in den Open-Office-Space in der Spengergasse umgezogen. Wie habt ihr den Übergang von einem Start-up zu einem Unternehmen mit Personalverantwortung erlebt?

Michael

Schmerzvoll – weil am Anfang die Kontrollinstrumente noch nicht ausgebildet sind und man oft im Blindflug unterwegs ist. Natürlich gibt es schon eine Buch­haltung, aber die eigenen Zahlen zu kennen und steuern zu können, ist eine ganz andere Geschichte. Es hat eine Zeitlang gedauert, bis wir auf dem professionellen Niveau waren, auf dem wir jetzt arbeiten. Was die Prozesse betrifft, entwickelt man sich stetig weiter. Das ist keine Einmal-Übung, sondern ein konstanter Lernprozess.

Mit namhaften Partnern wie A1 und Erste Bank habt ihr schon umfangreiche Projekte realisiert. Was ist das spannendste Projekt, an dem ihr derzeit arbeitet und was glaubt ihr, wird sein langfristiger Impact sein?

Michael

Es wäre unfair, eines hervorzuhe­ben, weil jedes für sich spannend ist. Aber natürlich gibt es Branchen, in denen die Kom­plexität der Produkte besonders groß ist – zum Beispiel im Industriebereich, wo mit verschiedensten Technologien Geräte gesteuert werden, oder der Gesundheitsbereich.

Norbert

Einen Bereich, den ich sehr span­nend finde, ist Nachhaltigkeit und Climate Change. Das ist ein sehr dynamisches Feld, es gibt wahnsinnig viele Ideen und es entsteht viel Neues. Ich glaube, dass man in diesem Bereich mit coolen Anwendungsfällen wirklich einen Beitrag leisten kann.

Im Rahmen der all about apps academy bildet ihr App Entwickler:innen aus, bietet Praktika und Lehrstellen an. Wie unterstützt man Menschen dabei, ihr volles Potential zu entfalten?

Norbert

Das ist hochgradig individuell. Es gibt dafür kein Standardrezept. Was in jedem Fall hilft, ist ein gutes Betreuungs­verhältnis. Wir haben gemerkt, dass es ab einer gewissen Anzahl von Mitarbeiter:innen schwieriger wird, sich um alle im ausreichenden Ausmaß zu kümmern. Ab einem bestimmten Grad muss man auch Führungs­verantwortung delegieren und darauf vertrauen, dass die Kultur der Offenheit, die wir versucht haben zu etablieren, auch weitergegeben wird. Die Grundlage bildet aber immer ein ehrliches Interesse daran, wie es den Leuten geht, was sie interessiert und wohin sie sich entwickeln möchten.

Einen Bereich, den ich sehr spannend finde, ist Nachhaltigkeit und Climate Change. Das ist ein sehr dynamisches Feld, es gibt wahnsinnig viele Ideen und es entsteht viel Neues. Ich glaube, dass man in diesem Bereich mit coolen Anwendungsfällen wirklich einen Beitrag leisten kann.

Norbert Himmelbauer, Co-Founder

2017 habt ihr eure Tochterfirma dotsandlines mitgegründet, die sich seitdem zu einer erfolgreichen Designagentur entwickelt hat. Wie kam es dazu?

Michael

Wir haben von 2011 bis 2017 versucht, den Designbereich in die all about apps zu integrieren. Es gab anfangs ein kleines Team, das nicht den Fokus hatte, den es verdient hätte. Damit haben wir uns schwer getan. Dann haben wir mit Stefan Ortmair eines der größten Talente im Design kennengelernt. Stefan hat verschiedene Stationen bei all about apps durchlaufen und am Ende das Design­-Team geleitet. Eines Abends nach ein paar Gläsern Wein hatten wir die gemeinsame Idee, eine eigene Agentur zu gründen. Und so ist es dann auch passiert.

Und wie ist die Zusammenarbeit mit dotsandlines heute?

Michael

Supergeil. Natürlich gibt es Heraus­forderungen, weil dotsandlines auch sehr stark wächst, aber alles in allem war das die beste unternehmerische Entscheidung, die wir nach all about apps getroffen haben. dotsandlines ist zu einem großartigen Unter­nehmen geworden – mit herausragenden Talenten, die einen Wahnsinnsjob machen und dafür sorgen, dass unsere Apps noch viel besser sind, als sie es früher waren.

Norbert

Ich finde es wahnsinnig inspirie­rend zu sehen, mit welcher Energie junge Gründer:innen ans Werk gehen. Das ist wie ein Jungbrunnen, der einen auch selbst ansteckt. Und gleichzeitig lernen wir mit den Firmen mit, an denen wir beteiligt sind. Wir haben in den letzten zehn Jahren viel über den Aufbau eines Unternehmens gelernt, das wir jetzt weitergeben können. Denn es stimmt zwar, dass man am besten durch Fehler lernt, aber man muss sie nicht immer selbst machen.

Wenn ihr eine neue Geschäftsidee entwickelt oder analysiert, was sind die Schritte, um ihr Potential zu bewerten und ein neues Projekt auf den Weg zu bringen?

Michael

Die wichtigste Frage ist: Würde man das Produkt selbst nutzen oder kann man sich vorstellen, dass es jemand braucht? Wenn es nicht sinnvoll ist, machen wir es nicht. Dann muss man sich ansehen, was es schon gibt und überlegen, ob man mit dieser Idee etwas zum Positiven verändern kann.

Norbert

Es muss auch ein gewisser Erfolg damit möglich sein. Wenn man sein ganzes Herzblut investiert, sollte man sich vorher überlegen, was damit erreichbar ist. Wenn der Markt zu klein ist, sollte man sich vielleicht auf etwas anderes fokussieren.

Woran messt ihr euren Erfolg?

Michael

Einerseits daran, wie glücklich die Menschen rund um uns sind. Machen die alle schon ein langes Gesicht oder kommen sie gerne in die Arbeit? Ist Letzteres der Fall, ist das ein Erfolg. Und zweitens daran, ob man eine Leistung anbietet, die genutzt wird. Ge­rade bei Start­ups wäre es unfair, das in Geld zu bewerten, weil oft lange kein Geld fließt. Aber wenn die Nachfrage da ist, gibt es auch die Hoffnung, dass sich das Angebot mone­tarisieren lässt. Für die all about apps ist der Erfolg heute aber natürlich schon auch, dass wir wirtschaftlich erfolgreich arbeiten.

Norbert

Zwei Punkte, die für mich im Vor­dergrund stehen, sind: Wie bewerten unsere Kund:innen die Arbeit, die wir leisten? Und wie beurteilen unsere Mitarbeiter:innen das Unternehmen, in dem sie arbeiten? Das positive Feedback über uns als Leistungsanbieter und Arbeitgeber ist für mich erfolgsentscheidend.

swipe
Maximilisanlzer sophienwaratil allaboutapps 2459
Maximilisanlzer sophienwaratil allaboutapps 1325
Maximilisanlzer sophienwaratil allaboutapps 2024
Maximilisanlzer sophienwaratil allaboutapps 1363
Maximilisanlzer sophienwaratil allaboutapps 1019

Wenn man unternehmerisch tätig ist, muss man auch die Gefahr in Kauf nehmen, zu scheitern. Ihr seid für eure Erfolge bekannt, aber könnt ihr auch ein Beispiel nennen, bei dem ihr versagt habt? Was habt ihr aus euren Misserfolgen gelernt?

Michael

Da gibt es viele Beispiele. Vor einiger Zeit haben wir versucht, ein Produkt namens Shoperience zu entwickeln. Wir haben wahnsinnig viel Arbeit rein­ gesteckt – ca. 5.000 Stunden – und haben geglaubt, es wird funktionieren. Es war eine Softwarelösung für den Einzelhandel. Dann haben wir aber erkannt, dass der Markt noch nicht so weit ist und wir viel zu früh dran sind, weil wir in unseren Grund­annahmen davon ausgegangen sind, dass jedes Unternehmen so eine Anwendung einbinden kann. Leider stimmte das nicht. Das war eine bittere Erkenntnis. Wir standen vor der Entscheidung, noch mehr Geld zu investieren oder es bleiben zu lassen. Wir haben uns für Letzteres entschieden. Daraus haben wir gelernt, Lösungen nicht fertig zu entwickeln, bevor man Marktfeedback hat – sondern zuerst mit einem Prototypen Markt­feedback einzuholen und dann zu sehen, wie man ein Produkt auf die Straße bringt. Aber auch organisatorisch haben wir sehr viele Fehler gemacht. Das Schlimme ist allerdings nicht das Fehler machen selbst, sondern wenn man nichts daraus lernt.

Euch hat auch vor der Gründung von all about apps schon eine enge Freundschaft verbunden. Wie verträgt sich das mit dem Geschäftlichen?

Norbert

Viele Leute haben uns davon abgeraten, gemeinsam zu gründen, weil sie dachten, dass entweder die Freundschaft oder das Unternehmen darunter leiden würde – und im schlimmsten Fall sogar bei­ des. Glücklicherweise hat sich davon nichts bewahrheitet. Dabei ist eines ganz wichtig: Wir können uns gegenseitig blind vertrauen. Insofern ist die Tatsache, dass wir nicht nur Geschäftspartner, sondern auch Freunde sind, nichts, das uns behindert – sondern ganz im Gegenteil etwas, das uns stärkt. 

Mitwirkende

Norbert Himmelbauer

Michael Rosenzweig-Steiner

Maximilian Salzer