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Interview

12 min

Zu Gast bei Wagenschlag

Mit ihren einzigartigen Wohnskulpturen verbinden Wagenschlag zwei Welten: High-End Interieur und zeitgenössische Kunst. Der zeitlose und imposante Markenauftritt hat ihrer Vision Leben eingehaucht und ein Gesicht verliehen.

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Die Wagenschlag Gründer:innen Anita Belfor und Mario Buchwald sprechen mit uns über Inspiration, Teamarbeit, Herausforderungen und den inneren Antrieb.

Interieur Kunst Vision
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Hallo zusammen, schön, dass ihr hier seid! Für alle Leser:innen kurz und bündig: Wer seid ihr?

Anita

Hi! Wir freuen uns auch sehr hier zu sein. Mein Name ist Anita Belfor, Gründerin und Geschäftsführerin von Wagenschlag. Ich beschäftige mich viel mit Marketing, aber im Grunde sind wir für alles gemeinsam verantwortlich.

Mario

Ich bin Mario Buchwald und kümmere mich größtenteils um die Produktion und den Vertrieb. Privat haben wir außerdem fünf Kinder und einen ganzen Haufen Tiere.

Astronaut:in, Polizist:in, Künstler:in – als Kind hat man oft große Träume. Was wolltet ihr früher unbedingt werden?

Mario

Ich wollte früher Panzerknacker werden (Gelächter). Ja wirklich, ich hab mich jahrelang an Fasching als Panzerknacker von Donald Duck verkleidet, weil ich die so cool fand. Aber naja, aus dem Traum ist nichts geworden.

Anita

Da war ich harmloser unterwegs – als kleines Mädchen wollte ich gern Ballerina werden. Später dann Ärztin, aber auch das wurde nicht zu meinem Weg.

Wagenschlag ist ein vergleichsweise junges Unternehmen. In welchem Beruf habt ihr Eure Zeit vor der Gründung verbracht?

Anita

Nach dem Studium habe ich viele Jahre im Marketing verbracht. Jedoch hatte ich immer den Drang etwas zu gestalten – also nicht nur Werbung und Kampagnen, sondern etwas wirklich Handfestes.

Mario

Ursprünglich habe ich in New York Animationsdesign studiert. Dann hat es mich für fast 13 Jahre in den Vertrieb verschlagen. Beim Schreiben meiner Masterarbeit kam der Wunsch auf, Tischler zu werden. So ging es los mit dem Handwerk und ich habe eine Tischlerei gegründet. Mittlerweile ist mein – beziehungsweise unser – Berufsleben sehr vielseitig.

Was hat euch schließlich dazu bewegt, Wagenschlag zu etablieren?

Mario

Wir waren eine Spezialtischlerei und sind immer mehr Richtung qualitativ hochwertige und aufwendige Einzelstückanfertigung gerutscht. Anita hat dort mitgewirkt und kam irgendwann auf die Idee, das Ganze mit Kunst zu verbinden und auf ein eigenes Standbein zu stellen.

Anita

Ja genau. Ein wirklich tolles Tischlerstück ist meiner Meinung nach genauso Kunst wie ein Gemälde. Die Idee ist vor drei Jahren aufgekeimt, dann haben wir sie wieder auf Eis gelegt und vor ungefähr eineinhalb Jahren fingen wir an, sie tatsächlich zum Leben zu erwecken.

Mario

Der Prozess hat etwas gedauert, weil man sich schließlich vom vorherigen Leben trennen musste. Etwas Altes musste sterben, damit etwas Neues wachsen kann. Und etwas loszulassen, was man über eine Dekade aufgebaut hat, ist natürlich auch ein emotionaler Prozess. Aber es hat sich gelohnt!

Euer Markenname ist ein außergewöhnlicher Begriff. Welche Geschichte steckt hinter Wagenschlag?

Anita

Der Name sollte satt und solide klingen, und die Tür zu etwas Neuem symbolsieren. Wagenschlag hat sich gut angeboten – es ist ein altes Wort, das wir wiederbeleben konnten, so wie wir auch alte Handwerkskunst mit etwas Neuem beleben. Das hat am Ende des Tages einfach ein rundes Bild ergeben.

Welche drei Wörter beschreiben eure Arbeit am besten?

Anita & Mario

Kreativität, Spaß und Schlafmangel (Gelächter)

Euer Claim lautet "not your ordinary object". Warum denkt ihr, dass das eure Vision so gut verkörpert?

Anita

So wie auch Menschen unterschiedlich sind und ganz eigene Persönlichkeiten haben, so individuell sind auch unsere Wohnskulpturen. Jedes Stück ist ein Unikat und im Gegensatz zu Gemälden sind sie tatsächlich verwendbar. Man kann sie im Alltag integrieren – ob als Stauraum, Essplatz oder Sitzgelegenheit.

Mario

Man sagt ja, Bücher suchen sich die Menschen aus – so ist es auch bei unseren Objekten. Kunst besteht schließlich aus der Wechselwirkung zwischen Werk und Betrachter:in. Jede:r sieht etwas anderes darin. Es lädt zum Nachdenken ein und macht es dadurch zu etwas ganz Besonderem.

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Gibt es Quellen der Inspiration, die euch besonders am Herzen liegen?

Anita

Alles! Man kann es nicht auf etwas ganz Konkretes herunterbrechen. Man geht bummeln oder spazieren, man starrt in ein Eck und auf einmal kommt eine Idee. Das können Formen, Farben oder Gerüche sein – die Quelle von Kreativität sitzt überall.

Mario

Viel Inspiration kommt auch aus der Natur. So haben wir zum Beispiel bei unserem letzten Spaziergang eine wunderschöne Trauerweide gesehen und daraus entstand dann eine Idee für eine Art “Fransentisch”. Was außerdem immer dominanter wird, sind gesellschaftliche Themen und der Blick in die Zukunft. Solche Gedanken spiegeln sich in dem ein oder anderen Stück ebenso wieder.

Eure Objekte entstehen in enger Zusammenarbeit mit Künstler:innen. Welche Kriterien müssen diese erfüllen, um mit euch zusammenzuarbeiten?

Anita

Wir haben einen Künstler:innenscout, der auf internationalen Messen unterwegs ist – er sendet uns eine Auswahl mit Vorschlägen und wir sprechen die Künstler:innen dann aus Eigeninitiative an. Mittlerweile kommen sogar viele Künstler:innen aktiv auf uns zu, so dass wir einfach auswählen können, wer zu uns passt. Das Ganze ist recht subjektiv, denn der Stil beziehungsweise das Portfolio muss uns natürlich gefallen. Vor allem ist uns aber wichtig, dass die Chemie stimmt. Es ist schließlich unser Herzensprojekt und wir haben extrem viel Spaß an der Sache. Die Künstler:innen sind teilweise wochenlang bei uns in der Manufaktur, also verbringt man wirklich viel Zeit miteinander. Wenn die Zusammenarbeit gut harmoniert, dann spürt man das auch am Ende an der Energie des Stückes.

Mario

Es gibt so viele tolle Künstler:innen! Uns ist wirklich ganz wichtig, dass die Person das Herz am rechten Fleck hat. Egal wer im Prozess beteiligt ist, ob nun dotsandlines oder jemand aus der PR-Schiene – wir möchten lieber mehr Geld investieren und einen guten Vibe haben, als uns mit A*schlöchern zu umgeben, nur weil es um zehn Prozent billiger ist.

Gab es bereits Erfahrungen, die nicht ganz so gut liefen?

Anita

Ja, eine! Uns ist in letzter Sekunde ein Bildhauer abgesprungen, was wirklich sehr tragisch war, da wir bereits die Eröffnung angekündigt hatten und das Timing schon extrem tight war. Da ist uns erstmal das Herz in die Hose gerutscht, denn einen Bildhauer ersetzt man nicht so einfach. Glücklicherweise haben wir trotzdem noch einen tollen Ersatz gefunden.

Alle Werke sind Unikate. Wie sieht der Prozess von Idee zu Fertigstellung eines Objektes üblicherweise aus?

Mario

Wir schauen uns die Künstler:innen an und überlegen in erster Linie, wie der Stil in der Dreidimensionalität ausschauen könnte. Dann überlegen wir uns ein paar Grundformen, oft gemeinsam mit den Künstler:innen. Der Entwurfsprozess geht dann hin und her und durchläuft viele Schleifen. Als Nächstes geht es darum, welche Materialien verwendet werden sollen. Wenn alle happy mit dem Entwurf sind, geht das Stück in die Fertigung und anschließend zur Bemalung durch den:die Künstler:in. Am Schluss kommen noch vieeele, viele Schichten Decklack zur Versiegelung darauf.

Welche Herausforderungen gab es auf eurem bisherigen Weg und wie konnten wir euch als dotsandlines dabei helfen, diese zu meistern?

Anita

Es gab wirklich viele Herausforderungen und die gibt es noch immer. dotsandlines konnte unsere Idee wunderbar verbildlichen. Wir sind extrem glücklich mit der Corporate Identity, weil sie unsere Gedanken genau widerspiegelt. Alles, was die Marke verkörpern soll, sieht man im Logo. Es ist unfassbar viel los bei uns und wenn man einen so wichtigen Bereich an vertrauenswürdige Menschen abgibt, dann ist das eine große Erleichterung.

Mario

Es gibt wenige Partner:innen, auf die man sich so sehr verlassen kann. Außerdem sind eure Unternehmenskultur und die Werte, die dotsandlines vertritt, ein gutes Beispiel für das, was auch wir schaffen wollen. Der Mensch soll im Vordergrund stehen!

Ihr seid Visionäre und geht gerne unbekannte Wege. Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

Mario

In der Psychatrie oder in Pension (Gelächter)

Anita

Grundsätzlich würden wir Wagenschlag natürlich gerne international bekannt machen. Wir haben durchaus vor, weitere Galerien zu eröffnen – zum Beispiel in Tokyo oder Singapur. Der asiatische Raum ist ein wichtiger Markt, aber auch Tel Aviv schwebt uns immer mal wieder vor. Ich habe auch den Drang, einen gesellschaftlichen Mehrwehrt zu bieten und irgendetwas zurückzugeben. Ich bin der Meinung, dass man in der Kunst- und Kulturszene immer auch einen Bildungsauftrag hat. Diese Verantwortung würden wir gerne für etwas Sinnstiftendes nutzen – zum Beispiel Kindern und Jugendlichen Individualität und Diversität näherbringen. So wie auch unsere Stücke total unterschiedlich sind, sind es auch Menschen – und das ist etwas Wunderschönes.

Egal, ob als Käufer:in oder Künstler:in – durch eure Arbeit bietet ihr eine Plattform zur Selbstverwirklichung. Unsere Aufgabe war es, eure Vision zu visualisieren. Wie fühlt es sich an, die eigene Idee in die Tat umgesetzt zu sehen?

Anita

Ich finde es total überwältigend und habe mir oftmals an die eigene Nase fassen müssen. In der Manufaktur die ersten eigenen Stücke zu sehen war schon wirklich toll. Und beim Branding war ich total aus dem Häuschen, als dann schließlich das Leuchtschild mit unserer Bildmarke bei der Galerie angebracht wurde. Dann wird einem die Realität erst richtig bewusst.

Mario

Da stimme ich zu. Für mich gibt es kaum etwas Besseres, als wenn ein Stück fertig wird und ich es angreifen kann.

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Mitwirkende

Alina Wagner

Charlotte Jani