Gesichter

Wellbeing

10 min

Erzähl mir eine Geschichte

Lilla, Vero und Andreas über ihre Erlebnisse zum Thema Wellbeing

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Als Kind war ich eine exzentrische Künstlerin, ein Rockstar  und die Person, zu der ich jetzt aufblicke.

Lilla

Die Suche nach dem Kind in mir

Lilla Hankiss

Kürzlich ist mir klar geworden, dass ich als Kind  viel cooler war als jetzt. Selbst­zweifel – was ist das? Einfach drauf loslegen! Was soll schon passieren? Ich kann mich erinnern, dass meine Eltern mich manchmal auf Konzerte mitgenommen haben. Ich bin einfach auf die Bühne gesprungen und habe neben der verdutzten, aber amüsierten Band getanzt und gesungen. Den ganzen Tag habe ich mit dem verbracht, was mir liegt und Spaß macht – eigentlich hatte ich immer einen Stift oder diverses Bastelmaterial in der Hand. Kreativ sein und sich austoben war für mich das Beste auf der Welt.

Natürlich geht es irgendwann im Leben nicht mehr nur darum, Spaß zu haben und zu tanzen (wobei sich das schon ziemlich gut anhört). Man kann nicht den ganzen Tag nur machen, worauf man Lust hat. Je älter man wird, desto mehr Verpflichtungen, Stress und damit verbundene Rückenschmerzen kommen auf einen zu. So ist es zumindest bei mir. Obwohl ich einen Job habe, der mir Spaß macht, eine großartige Familie und ein schönes Zuhause, plagt mich lange Zeit das Gefühl, dass irgendetwas fehlte. Ich fühle mich, als wäre ich nicht ganz ich selbst – als würde ich das Kind in mir einsperren.

Um diese Lücke zu füllen, probiere ich alles Mögliche aus: Ich lege mir ein iPad zum Zeichnen zu, ich besuche einen Linolschnitt-Kurs, ich fange an, exzessiv aufwendige Torten und Cupcakes zu backen. Aber nichts davon ist das, wonach ich suche. Dann kommt der Tag, an dem ich meine erste Töpfer-Stunde besuche. Ja, ich habe mal wieder einen Kurs belegt. An jenem Tag habe ich einen stressigen Arbeitstag hinter mir. Ich bin wegen eines Kundentermins zu spät dran und verfluche mich auf dem Weg zum Töpferstudio: Warum tu ich mir das schon wieder an? Ich fühle mich noch gestresster als davor. Verschwitzt und abgehetzt komme ich also ins Studio und quetsche ein verlegenes „T’schuldigung“ raus. Ich ziehe eine Schürze an, höre mir den letzten Teil der Einführung an und schon sitze ich an der Töpferscheibe, vor mir ein Klotz Ton. Die Scheibe fängt an, sich zu drehen – und in diesem Moment fühle ich mich so vollkommen und geerdet wie schon seit Wochen nicht mehr. Ich weiß sofort: Das ist es. Das ist das, wonach ich gesucht habe. Mit den Händen etwas zu formen und zu erschaffen, abseits von Bildschirmen und Verpflichtungen. Mich nur auf das Material konzentrieren. Es ist meine Art der Meditation und des Zu-mir-findens. Und das Schönste daran: Endlich kann mein Kindheits-Ich wieder kreativ sein und sich vollkommen austoben.

Ceramics

Goodbye, Klumpi oder: Wie ich in den Bergen wieder tanzen lernte

Veronika Fouk


Platsch. Ui. Autsch. Dass Wakeboarden nicht ungefährlich ist, ist mir bewusst. Als ich mir dabei tatsächlich den Fußknöchel breche, bin ich dann doch recht überrumpelt. Mit einem Emergency-McPlant-Burger im Bauch und frischem Gips am Bein zuhause angekommen, verwandelt sich dieser surreale Überraschungszustand recht schnell in Traurigkeit. Aus Traurigkeit wird Wut. Aus Wut wird Resignation – und aus Resignation wieder Wut. In diesem Gefühlsstrudel verliere ich mich während der folgenden sieben Wochen mit Gips immer wieder. Es ist meine Knochenbruch-Premiere. Die Realität, den restlichen Sommer hauptsächlich drinnen zu verbringen und auch sonst einfach alles zu verpassen, was Spaß macht, erwischt mich tiefer als erwartet. Einen Lichtblick gibt es aber von Anfang an: Das gemeinsame Firmen-Retreat, das am Ende dieser holprigen Wochen wie eine Tapferkeitsmedaille auf mich wartet. Und so zähle ich in den vielen heißen Sommernächten die Tage bis zum Retreat, anstatt zu schlafen.


Dass dieser Trip in die Zillertaler Berge dann aber dermaßen entspannt, ausgelassen, freundschaftlich, absolut over-the-top wird, erträume ich mir nicht einmal. Vor allem nicht mit gebrochenem Fuß – oder besser gesagt mit „Klumpi“, wie mein Gips am Retreat liebevoll getauft wird. Die Liebe und Rücksichtsnahme all meiner Kolleg:innen überwältigt mich. Von früh bis spät und wieder bis früh werde ich involviert, motiviert und aufgeheitert. Sogar eine Wanderung zu den Krimmler Wasserfällen ermöglichen mir die vielen helfenden Hände. Das gute Gefühl, das mir ständig gegeben wird und die frische Bergluft, die ich inhalieren kann, lassen mich den (mittlerweile rundum verschönerten) Klumpi und all die miteinhergehenden Strapazen gut verkraften. Und dann zieht es mich zu den anderen auf den Dancefloor und ich fange an, zu tanzen. Ich bin wie neu zum Leben erweckt – und spüre, dass ich allen Grund zum Glücklichsein haben kann.

Healing
Berge

Fast unfreiwillig fasten

Andreas Tinoco Lobo



„Herr Doktor, mein Sodbrennen wird immer schlimmer.“ „Bitte gehens' zur Gastroskopie, dann schauen wir, ob es Bakterien   sind.“ Einige Wochen später: kein klares ­Ergebnis. „Dann schauens', dass sie nicht so viel Stress haben, das ist halt so beim Stillen Reflux. Der Magen ist sehr sensibel. Früher haben sich die Leut' nicht so viele ­Sorgen gemacht, da wollt keiner Weltmeister werden. Schauens' auch auf die Ernährung und kommens' zur Kontrolle in sechs Monaten.“ Na gut – eigentlich dachte ich, ich ernähre mich nicht allzu schlecht. Ein Jahr lang habe ich mich ­vegetarisch ernährt und mehrere Monate auf Kaffee   verzichtet, aber anscheinend ist es doch nicht so einfach wie gedacht. Und „einfach weniger Stress haben“ ist auch leichter gesagt als getan. Einige Monate nach der Gastroskopie melde ich mich aus anderen Gründen als dem Sodbrennen bei einer 10-tägigen Basenfasten-Diät an. Nachdem ich mich mit Nahrungsergänzungsmitteln und Bittersalz aus der Apotheke eindecke, geht der Blick ins ­Rezeptbuch der Diät. Tag Eins: Haferflocken   mit Beeren und Kurkuma, ein Ei  , 100g Spargel  , Quinoa-Salat mit Feta. Tag Zwei: ­Wieder Haferflocken mit Beeren und Kurkuma, Weiße Bohnen Pfanne, Zucchini-Frittata. Klingt nicht so schlecht, ­abgesehen davon, dass die Portionen am Teller klein aussehen. Zumindest machbar für zehn Tage. Ich starte also optimistisch.


An Tag Zwei stelle ich fest, dass ich am Nachmittag ein bisschen mehr Hunger habe, fühle mich aber sonst besser, weil ich nie voll angegessen bin. An Tag Vier fühle ich mich dann doch ein wenig schwächer als sonst. Das Bittersalz dürfte ganze Arbeit leisten – ich fühle mich bereits deutlich entschlackt. An Tag Fünf kommt die Wende. Als ich mein Training   abbreche, weil ich einfach keine Power mehr habe, denke ich erstmals ans Aufgeben. Das Defizit von gefühlten 600 Kalorien kombiniert mit dem Low-Carb-Speiseplan zerrt gewaltig an der Kraft und ­meinem allgemeinen Wohlbefinden. Dazu gesellen sich Kopfschmerzen   und das ständige unbefriedigende ­Gefühl, nach dem Essen nicht satt zu sein. 


Eine Sache ist da ­allerdings, die mich dazu motiviert, weiterzumachen: Mein Sodbrennen ist zur Gänze verschwunden.

An Tag Neun­ ­stelle ich fest, dass die Kopfschmerzen zurückgehen und sich der Körper umstellt. Mir erscheinen die negativen Effekte im Vergleich zu den positiven Veränderungen verkraftbar. Am letzten Tag   der Diät merke ich, dass ich nicht sofort in alte Muster zurückfallen muss – der Körper ­verlangt nicht danach. Besonders lange behalte ich die Essensgewohnheiten des Programmes nach der Diät nicht bei – zu schnell falle ich zurück in alte Gewohnheiten. Spannend ist allerdings, dass ich trotzdem mehrere Monate lang vom Sodbrennen befreit bin.


Food

Mitwirkende

Lilla Hankiss

Veronika Fouk

Andreas Tinoco Lobo